Ein Einblick in ART

20 Jahre erfolgreiche Firmengeschichte

Die Geschichte von ART beginnt im November 1999 in "Herrsching am Ammersee". Konrad Zürl, Entwicklungsleiter der deutschen Abteilung eines schwedischen Unternehmens, beschließt, ein eigenständiges Unternehmen zu gründen, um den Anforderungen des Marktes gerecht zu werden. Es stellt sich relativ schnell heraus, dass diese Einschätzung richtig war und sich ART in den nächsten Jahren zu einem weltweit bekannten und anerkannten Anbieter von optischen Trackingsystemen entwickeln wird.

Heute, 20 Jahre später, blicken wir mit Firmengründer Konrad Zürl und den heutigen Geschäftsführern Armin Weiß und Ulrich Probost zurück und werfen auch einen Blick in die Zukunft:

 

First ART team 1999 in Herrsching, Germany

Konrad, wie bist du auf die Idee gekommen, ART zu gründen?

Konrad: Wir haben im deutschen Büro des schwedischen Unternehmens eine kleine Entwicklungsabteilung aufgebaut, um die alten schwedischen Tracking-Kameras echtzeitfähig zu machen. Das war damals wichtig für virtuelle Film- und Fernsehstudios. Die Muttergesellschaft in Göteborg hatte den Entwicklungsaufwand als recht gering eingeschätzt. Wir haben jedoch erkannt, dass es nicht so einfach ist, einen VW Käfer mit breiteren Reifen in einen Porsche zu verwandeln. Für uns war klar, dass Kernteile der Trackingkamera und des Gesamtsystems neu entwickelt werden mussten. Und Göteborg beschwerte sich immer mehr, dass es zu teuer sei, dass wir nicht mehr Leute einstellen dürften (um die Entwicklung zu beschleunigen) usw. Deshalb sagten der Geschäftsführer des Herrschinger Büros und ich: „Lass es uns versuchen: wir probieren es selbst und gründen unser eigenes Unternehmen!". Eigentlich war es ein MBO, aber schließlich haben wir unsere eigene GmbH (ART) gegründet, um klare Rahmenbedingungen zu schaffen. Mein Kollege ging jedoch nach drei Monaten, als eine Fremdfinanzierung (Venture Capital) erfolglos blieb. Dann musste ich die A.R.T. GmbH selbst auf die Beine stellen - und ich musste erst einmal schauen, wie ich das finanzieren kann.
 

Woran erinnerst du dich noch aus der Anfangszeit?

Konrad: Am Anfang war eines der zentralen Probleme: Woher bekommen wir (oder ich) genug Geld, um die Entwicklung, den Start des Unternehmens zu finanzieren? Drei Komponenten (von Säulen zu sprechen wäre übertrieben): 1. Wir konnten Kamerakomponenten von unserem ehemaligen schwedischen Arbeitgeber in Göteborg kaufen und nach und nach durch eigene Komponenten ersetzen. Wir haben uns damals die Algorithmen der Tracking-Software gekauft (genau wie die Schweden), mussten aber zusätzlich noch etwas programmieren. So konnten wir schon bald "unsere" ersten Systeme verkaufen. 2. Wir konnten uns an einem laufenden Forschungsprojekt (Arvika) beteiligen, das vom BMBF gefördert wurde. 3. Privat verschuldete ich mich bis an den Rand des Ruins und steckte alles in die Firma. Damals belasteten sogar meine Eltern ihr Haus als Sicherheit für einen Kredit. Ich hatte eigentlich keinen Zweifel, dass ART, unsere Produkte, erfolgreich sein würden. Ich glaube nicht, dass ich ein ängstlicher Typ bin, daher  habe ich auch immer friedlich geschlafen. Der Vorteil der Eigenfinanzierung war, dass es keine Fremdeinmischung gab und ich die Anleger nicht bei Laune halten musste – das spart Zeit, um mich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.

Wir haben wirtschaftlich gearbeitet, obwohl das Geld oft knapp war. Am Anfang kam es manchmal vor, dass ich Mitarbeiter fragen musste: Ist es okay, dass die Hälfte des Gehalts erst Mitte des Monats gezahlt wird?

Armin: Wie Konrad sagt, war eine Frage am wichtigsten: "Wie bekommen wir Geld für die Firma?". Wir haben versucht, Venture Capital (VC) zu bekommen, aber das von uns vorgestellte Geschäftsmodell kam damals nicht gut an und war auch zu vorsichtig formuliert, sodass niemand wirklich in uns investieren wollte. Ich erinnere mich an einen Anruf bei einem Investor, der zu mir sagte: "Wie viel willst du? Eine halbe Million? Dafür nehme ich nicht einmal einen Stift in die Hand!"

ART's first tracking camera, with own tracking software DTrack1

Was war euer erstes Produkt?

Armin: Definitiv ARTTRACK1 und DTrack1, etwas später Flystick1. Einige Kunden nutzen diese Produkte noch heute, denn sie machen ihren Job wie am ersten Tag. Damals wie heute war das Konzept perfekt, optische Trackingsysteme anzubieten, die speziell für den Einsatz in VR-Anwendungen optimiert sind. Es hat die Leistung des Trackings in VR auf ein neues Niveau gehoben.

Konrad: Natürlich war ARTTRACK1 so groß wie ein Toaster und so schwer wie ein Ziegelstein, aber es hat seinen Job gemacht und tut es immer noch. „Form follows function“, heißt es in der alten Ingenieursweisheit.

Armin Weiss and Konrad Zürl in an expert discussion

ART ist ein Hightech-Unternehmen mit Sitz in Weilheim, warum nicht in München?

Konrad: Die deutsche Niederlassung der schwedischen Zentrale war in Herrsching. Wir übernahmen die Mitarbeiter und zusätzlich das angemietete Firmengelände in Herrsching. Später überlegten wir, ein eigenes Firmengebäude zu bauen oder zu kaufen, wir entschieden uns, in der Region zu bleiben, um die Mitarbeiter nicht zu verlieren. Denn Mitarbeiter sind das wichtigste „Kapital“ des Unternehmens. Ein Teil der Belegschaft kommt aber schon immer aus München – manche sind vom kleinen Weilheim nicht begeistert. So sind einige von ihnen zu Münchner Unternehmen gewechselt. Aber viele, wie ich, genießen die tolle Umgebung rund um Weilheim für Aktivitäten wie Radfahren oder Wandern.

Armin: Ich möchte betonen, dass derzeit fast die Hälfte der Mitarbeiter aus Weilheim oder Umgebung kommt. Und die Menschen ziehen gerne aus Großstädten ins ländliche Umfeld, wenn sie Eltern werden.

Erinnert ihr euch an einen besonderen Moment mit einem Kunden?

Armin: Im Gedächtnis ist mir noch immer der erste Kontakt mit einem möglichen Vertriebspartner in Korea. Für mich ist eine persönliche Beziehung sehr wichtig, niemals nur eine geschäftliche Verbindung. Während des Gesprächs fragte ich ihn nach seinen Hobbys. Er sah mich wütend an und antwortete mit einem finsteren Blick: "Arbeiten ist mein Hobby!"

Gibt es etwas, auf das ihr wirklich stolz seid?

Konrad: Das beantwortet die Frage nicht ganz, aber es ist mir wichtig. Unter anderem hat die ISO9001-Zertifizierung herausgearbeitet, dass bei ART neben den Kunden die Mitarbeiter am wichtigsten sind. Ein sehr schöner Nebeneffekt! Außerdem ist es schön, dass das Wachstum von ART nur "organisch" ist, d.h. wenig Gewinnentzug, keine Bankschulden und rein eigenfinanziertes Wachstum.

Armin: Ich bin stolz darauf, dass das Unternehmen ohne Fremdkapital gewachsen ist und wir es die meiste Zeit seiner Geschichte profitabel betreiben. Darüber hinaus kommen die Kollegen gerne jeden Morgen zur Arbeit (zumindest die meisten).

Konrad: Und worauf ich stolz bin, ist, dass es uns bei ART wichtig ist, in unserer Freizeit Kontakte zu knüpfen, wie zum Beispiel bei den jährlichen Betriebsausflügen in die Berge oder bei besonderen Events zum 10. oder jetzt 20-jährigen Jubiläum. Ich erinnere mich gerne an das Jahr 2016 zurück, als wir den Mitarbeitern eine Prämie ausschütten konnten, die noch höher war als die eines großen bayerischen Automobilherstellers.

ART Produkte gelten als „hochpreisig“: Ist das ein Problem für ART bzw. den Vertrieb?

Armin: Auf jeden Fall! Die wenigsten Kunden kennen das wahre Sprichwort „Wer billig kauft, kauft zweimal“. Man muss immer argumentieren und manchmal akzeptieren, dass Kunden die Produkte anderer Unternehmen kaufen. Vor allem, wenn jüngere Leute oder Controller ihre Meinung einbringen.

Was ist euch in eurem Unternehmen wichtig?

Armin: Besonders die nachhaltige Entwicklung unseres Unternehmens, also kein Wachstum als „Selbstzweck“ oder einfach nur um mehr Gewinn zu machen, ist mir sehr wichtig. Außerdem ist mir wichtig, dass wir uns in Forschung und Entwicklung engagieren. Ich mag das. Es macht auch mehr Spaß. Auf diese Weise erhalten wir viele Innovationen.

Konrad: Von Anfang an waren uns F&E-Projekte sehr wichtig. Einerseits erhalten wir Zuschüsse für Forschungskosten, andererseits stehen wir in engem Kontakt mit den Nutzern. Dies ist umso wichtiger, weil wir die Bedürfnisse der Kunden kennen.

Was waren die Meilensteine ​​der letzten 20 Jahre?

Konrad: Als unsere erste eigene Kamera zum ersten Mal mit unserer Software funktionierte. Es war ein tolles Gefühl. Und das erste Mal schwarze Zahlen zu schreiben, ist wahrscheinlich ein großer Erfolg für jedes wagemutige Unternehmen.

Armin: Ja, das stimmt. Da hatten wir das gewisse Gefühl "jetzt geht es". Als Meilensteine ​​möchte ich auch die Produkte nennen, mit denen es uns schon oft gelungen ist, Maßstäbe für den VR-Markt zu setzen: z.B. den ersten Flystick, Fingertracking, Kameras für geschlossene CAVEs oder den SMARTTRACK, aber auch die ausgefeilte Funktionalität unserer DTrack-Software.

Konrad: Als wir die Einkabellösung für unsere Kameras ARTTRACK5, TRACKPACK/E und jetzt auch für SMARTTRACK3 auf dem Markt hatten, waren das auch wichtige Meilensteine.

Ulrich: Wir dürfen die jüngsten Erfolge nicht vergessen. VERPOSE, unsere Technologie zur kamerabasierten Verfolgung von Montagewerkzeugen, erhielt im vergangenen Jahr den ersten Preis für die beste Montageidee. Darüber hinaus ist VERPOSE bereits sehr vielversprechend in der Montagebranche im Einsatz. Neben VERPOSE ist auch CAPTA ein großer Erfolg. Dies ist unsere markerlose Tracking-Lösung. CAPTA bietet eine extrem schnelle, initiale Objekterkennung. Manche Unternehmen staunen. (lächelt)

Haben sich Kunden und deren Bedürfnisse in den letzten 20 Jahren verändert?

Armin: Ja, das definitiv auch! VR war früher die „Spitze“ der industriellen Entwicklung, also wollten alle die besten Produkte. Viele kennen die VR-Technologie heute nur noch aus der Gaming-Ecke und wollen nur mit Investitionen unter 1000 Euro herumspielen. Das hat den Markt bereits verändert.

Wo wird ART in den nächsten 20 Jahren stehen?

Konrad: Da bin ich schon – im Ruhestand. (lacht) Das sollten Armin und Ulrich beantworten.

Armin: Ich erinnere mich an ein Ereignis aus unseren Anfangsjahren: Ein potenzieller Geschäftspartner (wir hatten später keine Geschäftsverbindung) besuchte uns. Nach einer Einführung und einem Rundgang durch das Unternehmen fragte er mich: "Und wo werden Sie ART in 5 Jahren sehen?". Er hat mich mit dieser Frage überwältigt. Ich dachte: "Ich würde mich freuen, wenn wir nächstes Jahr überleben."

Ulrich: Ich denke, an erster Stelle steht die stabile und solide Fortführung des Unternehmens. Wir haben viele clevere und gut ausgebildete Kollegen, die helfen, Produkte zu verbessern und ganz neue Anwendungsfelder zu erschließen. Dadurch wird es möglich, das Unternehmen aufgrund dieser neuen Märkte breiter und damit sicherer aufzustellen. Das bedeutet, dass die wahrgenommene Abhängigkeit von VR nach und nach reduziert, aber nicht aufgegeben wird. Und dann freuen wir uns auf das 40-jährige Jubiläum! (lächelt)

Armin: Der enge Kontakt zu unseren Kunden ist und bleibt sehr wichtig. Zum Beispiel mit unseren TECHDAYs. Zu dieser Veranstaltung, die wir in diesem Jahr zum zweiten Mal durchgeführt haben, laden wir ausgewählte Kunden und Partner ein, um ihnen unsere neuesten technologischen Entwicklungen zu zeigen. Das Feedback und die intensive Interaktion mit den Kunden helfen uns bei der zielgerichteten Entwicklung neuer Technologien, damit die Anforderungen der Kunden bestmöglich erfüllt werden können. Auf dem diesjährigen TECHDAY haben wir eine erfolgreiche Zusammenarbeit präsentiert.

Ulrich: Und auch für die Zukunft gilt, dass wir hier in der Region ein guter und weitsichtiger Arbeitgeber bleiben wollen. Wir arbeiten und produzieren zum Beispiel nachhaltig. Wir setzen auf lokale Lieferanten, hochwertige Komponenten und sind stets auf der Suche nach umweltverträglichen Lösungen.

Insgesamt hat unser Unternehmen einen sehr guten Ruf. ART-Produkte sind weltweit für ihre hervorragende Qualität bekannt. Gleichzeitig ist ART bekannt dafür, "dass wir es möglich machen können". Das heißt, Kundenprobleme sind unsere Herausforderungen. Natürlich möchten wir die Kundenanforderungen in den nächsten Jahrzehnten optimal umsetzen.

Vielen Dank für den interessanten Einblick in die Firmengeschichte. Wir wünschen euch und uns für die nächsten 20 Jahre weiterhin viel Erfolg!

Das Interview führte ARTs Marketing: Kristina Gabriel und Petra Kluge.